Revitalisierung von Kleingewässern in Enns

28.06.2022 12:18

Symposium

Neu geschaffener Lebensraum für Blaukehlchen und seltene Amphibien

Das Weißsternige Blaukehlchen zählt in Österreich zu den bedrohten Arten und soll in Enns durch gezielte Maßnahmen gefördert werden.

In den letzten Jahren wurden ausgetrocknete Gräben in den Ennser Donauauen wieder zu neuem Leben erweckt und zahlreiche Kleingewässer für bedrohte Tierarten geschaffen. Das erfolgreiche Projekt wird von BirdLife Österreich, Blühendes Österreich, LEADER Oberösterreich und der Stadtgemeinde Enns getragen.

Neuer Lebensraum für Blaukehlchen:

Das stark gefährdete Weißsternige Blaukehlchen war in den Donauauen um Enns bis 2015 heimisch. Der Lebensraum wurde jedoch durch Austrocknung und Verbuschung weitgehend unattraktiv. Mittelfristig droht sogar das völlige Aussterben des Blaukehlchens als Brutvogel in ganz Österreich.

Naturschutzsymposium am 13. Juni:

Am 13. Juni fand ein hochkarätig besetztes Naturschutzsymposium im Pfarrsaal Lorch statt, um die im Winter 2021/22 stattgefundenen Gewässerrevitalisierungsmaßnahmen in der Kronau auf 1,1 ha Größe vorzustellen.

Neben Lisa Eisner, der neuen Klimakoordinatorin der Stadtgemeinde Enns, waren auch BGM Dr. Christian Kolarik (Obmann der Leader Region Linz-Land), Mag. Alfred Riedl (Präsident des Österreichischen Gemeindebunds und Bürgermeister Gemeinde Grafenwörth), Erich Polz (Bürgermeister von Rossatz-Arndorf) und Mag. Christine Klenovec, MSc vom Bioshärenpark Großes Walsertal) als Referenten geladen. Vorträge, eine Podiumsdiskussion und ein Netzwerkabend rundeten das Angebot ab.

Exkursion mit Schülern:

Am 20. Juni konnten sich 20 Schülerinnen und Schüler des BG/BRG Enns an Ort und Stelle von den Maßnahmen informieren. Die Schülergruppe kam mit dem Rad und wurde in Kleingruppen zu unterschiedlichen Projektstandorten geführt.

Gewässerrevitalisierung im Detail:

Bereits 2019 wurden im Bereich der sogenannten „Kuhwampen“ nahe des Ennser Modellflugplatzes Baggerarbeiten durchgeführt und zahlreiche neue Kleingewässer geschaffen. Im Winter 2021/22 erfolgte im Zuge eines umfangreichen Projekts, das von BirdLife Österreich, Blühendes Österreich, LEADER Oberösterreich und der Stadtgemeinde Enns unterstützt wird, die Gewässerrevitalisierung in der Kronau. 1,1 ha groß ist das Projektgebiet, auf dem zuerst die Fläche gefräst und die Weiden entfernt wurden. Vier größere Flachwassertümpel und mehrere Kleingewässer wurden geschaffen, der Erdaushub in der Nähe aufgeschüttet und mit Steilwänden versehen, die in Zukunft als Brutplätze und Lebensraum für Vögel und Wildbienen dienen werden. Zusätzlich wurden auf einer Fläche in der Nähe der ehemaligen Mostschänke Hammerl zwei Folienteiche errichtet.

Bereits im ersten Frühjahr wurden die Gewässer von den Amphibien zur Laichablage genutzt. Im März 2022 laichten bereits die ersten Springfrösche in den Tümpeln ab, im Mai hörte man jeden Abend den Ruf der bereits sehr selten gewordenen Laubfrösche an den Gewässern. Auch zahlreiche Vogelarten konnten im ersten Projektjahr nachgewiesen werden: Neben Rohrammer, Sumpfrohrsänger und Tüpfelsumpfhuhn konnten auch Rohrweihe und Zwergschnepfe beobachtet werden. Auch ein Flussregenpfeiferpaar hat sich inzwischen angesiedelt.

Blick zurück:

Bis vor 10 Jahren waren die Siedlungen Kronau und Enghagen noch bewohnt. Nach dem großen Donauhochwasser 2013 siedelten die meisten Bewohner aus dem Überschwemmungsgebiet ab. Die Donauhochwässer hatten nicht nur die Bausubstanz massiv geschädigt, auch viele Kleingewässer waren aufgrund von Sedimenteintrag verlandet und ausgetrocknet. Mit der Verlandung verschwand auch der Lebensraum für bedrohte Tierarten.

Das Weißsternige Blaukehlchen:

Mit ihrem teils rot umrahmten, leuchtend blauen Kehlfleck ist das Blaukehlchen einer der buntesten Singvögel Österreichs und kommt in zwei Unterarten vor, wobei sich die Farben in der Mitte des blauen Kehlflecks unterscheiden: In feuchten Latschengebüschen des Hochgebirges findet man selten die Rotsternige Unterart, während das Weißsternige Blaukehlchen in Feuchtgebieten der Tieflagen in Ober- und Niederösterreich sowie im Burgenland vorkommt. Gezielte Erhebungen in Oberösterreich, die BirdLife im Jahr 2020 für das „Artenschutzprojekt Blaukehlchen“ im Auftrag der Abteilung für Naturschutz durchgeführt hat, zeigen ein dramatisches Bild: Nur noch maximal 30 Brutpaare sind in ganz Oberösterreich zu finden. Da auch die Vorkommen in den anderen Bundesländern sehr klein sind, ist die Einstufung in der „Roten Liste“ mit „österreichweit stark gefährdet“ leider akkurat.

Rückfragen:

Mag. Harald Pfleger haraldpfleger@gmx.at +43 699 81683825

DI Wolfgang Simlinger office@simi.at +43 676 6889273

Foto: 

Wolfgang Simlinger

28.06.2022