Erklärung von Bürgermeister Franz Stefan Karlinger zur erfolgten Covid-Schutzimpfung

Bürgermeister Franz Stefan Karlinger

Liebe Ennserin, lieber Ennser!

Für die Tatsache, dass ich bereits eine Corona-Impfung erhalten habe, erhielt ich einerseits Zuspruch und Verständnis, andererseits bin ich auch –  besonders in den Medien – stark kritisiert worden.

Es ist für mich nachvollziehbar, meine diesbezügliche Entscheidung war für viele völlig unverständlich und nicht erklärbar. Aus der nachträglichen Betrachtungsweise kann ich diese Kritik sehr gut nachvollziehen und würde heute völlig anders entscheiden.

Da mir Transparenz sehr wichtig ist, möchte ich wie folgt Stellung beziehen:

Im Bezirksaltenheim Enns wurden die Covid-Impfungen vom 12.01. bis 14.01.2021 durchgeführt. Vorgabe des Landes war, allen BewohnerInnen und MitarbeiterInnen, die eine Impfung wünschen, diese auch in dem o.g. Zeitraum zukommen zu lassen. Restdosen, die raschest verwertet werden müssen, dürfen und sollen auch an Personen mit engen Kontakten zum Heim (z. B. Besuchsdienst) und an Angehörige von HeimbewohnerInnen verimpft werden. Da zwei meiner engsten Familienangehörigen Heimbewohner sind, wurde ich von dieser Möglichkeit telefonisch verständigt. Ich habe klar dargelegt, vor einer Inanspruchnahme meinerseits muss eindeutig abgeklärt sein, dass nicht nur alle BewohnerInnen und MitarbeiterInnen, sondern auch andere wichtige Heimbezugspersonen gefragt werden müssen.

Vor meiner Zusage wurde zusätzlich zu den Bewohnern und Mitarbeitern ca. 80 Personen aus den Bereichen Besuchsdienst, Seelsorger, Ärzte und Angehörige von Heimbewohnern eine Impfzusage erteilt und in weiterer Folge die Impfung auch verabreicht. Davor hat zeitgerecht die Leitung des Bezirksaltenheims Enns das Einverständnis im Beisein der Geschäftsstelle des Sozialhilfeverbands Linz-Land von der zuständigen Fachabteilung des Landes eingeholt. Die Heimleitung hatte keine andere Vergabemöglichkeit gehabt, da es zu diesem Zeitpunkt noch kein Vormerksystem oder eine Registrierungsmöglichkeit seitens des Landes für berücksichtigungswürdige Personen gab.

Auch Kraft meines Bürgermeisteramtes wäre ich nie auf die Idee gekommen, einen Vorteil aus dieser Funktion erstehen zu wollen, mich reihen zu lassen oder vorzudrängeln. In beinahe 24 Jahren Bürgermeistertätigkeit habe ich stets ein korrektes Amtsverständnis gehabt und dies ist mir auch in Zukunft besonders wichtig!

Trotz dieser geschilderten Sachlage wäre es für mich als enger Angehöriger von zwei Heimbewohnerinnen möglich gewesen, die Impfung abzulehnen.

Dass dies meinerseits nicht geschehen ist, bedaure ich sehr und tut mir aufrichtig leid!

Ihr
Franz Stefan Karlinger
Bürgermeister der Stadt Enns

21.01.2021