Neue Lebensräume für das Blaukehlchen und andere hochgradig gefährdete Tiere in den Donauauen in Enghagen

Blaukehlchenprojekt

Blühendes Österreich, BirdLife Österreich, die Stadtgemeinde Enns und die LEADER-Region Linz-Land schützen heimischen Singvogel vor dem Aussterben 

Entlang der Donauauen in Enghagen soll wieder gesungen, gezwitschert und gequakt werden. Artenreiche, überwiegend naturbelassene Kleingewässer, ihre Schilfzonen und angrenzende Habitate sind nämlich ein bedeutendes, aber recht seltenes Naturjuwel und eine Arche für seltene Vögel wie das Weißsternige Blaukehlchen, den Kiebitz, den Eisvogel oder das Rebhuhn sowie für zahlreiche weitere Tiere wie Wechselkröte, Laubfrosch oder Zauneidechse.

Progressiver Naturschutz für das Blaukehlchen und sein Habitat

Jetzt bekommen die Ennser Donauauen eine ökologische Rundumerneuerung. Anlass dafür ist der rapide Rückgang des prächtigen Blaukehlchens mit seiner leuchtend blauen Kehle. Auf zwei Hektar werden Naturräume neu angelegt. Es entstehen sechs Kleingewässer, Erdhügel für Bienenfresser und Landlebensräume für Amphibien und Reptilien, die Brut- und Rückzugsräume für die selten gewordenen Tierarten bieten. Profitieren werden davon rund 32 Vogelarten, sieben Amphibienarten und drei Reptilienarten.

Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger, zuständig für die LEADER-Förderschiene, wünscht dem Projekt gutes Gelingen und hofft auf eine Vorbildwirkung für weitere Initiativen: „Eines der zentralen Ziele von LEADER ist die Förderung von Biodiversität. Ich kann lokalen Initiativen, insbesondere aber auch Landwirten in ganz Oberösterreich nur ans Herz legen, sich mit Projektideen an das jeweilige LEADER-Regionalbüro zu wenden. Wir können es schaffen, den Artenreichtum in unseren Kulturlandschaften zu erhalten und zu fördern, aber eben nur gemeinsam.“

Das Blaukehlchen nistet in Österreich leider nur mehr selten, denn die weitgehende Zerstörung durch Flussregulierungen und Trockenlegungen hat dazu geführt, dass Brutplätze und Flächen für die Nahrungssuche drastisch zurückgegangen sind. Der heimische Singvogel und mit ihm viele weitere Tierarten sind an den Rand des Aussterbens geraten. Deshalb werden nun zwei neue, klimafitte Feuchtgebietslebensräume in der Kronau und in Enghagen geschaffen.

„Mittelfristig droht das völlige Aussterben des Blaukehlchens als Brutvogel in ganz Österreich, in den trockenen Jahren von 2015 bis 2019 hat sich der schon länger andauernde Rückgang verschärft. Derzeit scheinen Witterung und Grundwasserstände hingegen wieder günstig – der perfekte Zeitpunkt, um durch die Schaffung und Aufwertung der Feuchtgebiete entlang der Ennser Donauauen diese gefährdete Vogelart zu retten. Das wäre ein Meilenstein für den heimischen Artenschutz“, erklärt Harald Pfleger, Projektleiter bei BirdLife Österreich, die Dringlichkeit des Vorhabens.

„Vielen Ennserinnen und Ennsern ist vermutlich gar nicht bewusst, welche hochkarätigen Naturschätze direkt vor ihrer Haustüre zu finden sind. Als Gemeinde ist es uns daher ein Anliegen, diese Natur zu fördern, denn der Artenrückgang betrifft früher oder später uns alle“, zeigen sich Bgm. Christian Deleja-Hotko, Vzbgm. Ing. Rudolf Höfler und Stadtrat Michael Reichhardt vom Vorhaben überzeugt.

Die Donau und ihr Hinterland – die Ennser „Klimaanlage“

„Wenn man mit dem Fahrrad von Enns in die Kronau oder nach Enghagen fährt, merkt man fast jedes Mal die deutlich kühlere Luft dort“, weiß der Ennser Fotograf und Mitinitiator Wolfgang Simlinger. Gerade während Hitzewellen ist die Kühlung der Stadt von der Donau her nicht zu unterschätzen. Ebenso verringert diese Kühlung lokal die Häufigkeit und Heftigkeit von Gewittern. Zusätzliche Wasser- und Feuchtflächen bedeuten eine Verstärkung dieses Effekts, da mehr Sonnenlicht reflektiert und durch die Verdunstung Wärme gebunden wird.



15.11.2021